Wieso wir in der JUSO sind – Teil 2

13.03.2016

In unserer neuen unregelmässigen Serie erklären JUSO Mitglieder, wieso sie in der JUSO sind. Heute schreiben Michelle und Vinz über linke Politik auf dem Land, innovative Kampagnen und hinterfragen dabei kritisch konservatives Gedankengut.
Wir sind beide auf dem Land aufgewachsen. Dadurch kamen wir schon früh in Kontakt mit extrem konservativem Gedankengut, Autoritäten und Hierarchien. Ausländer*innen galten schon fast als Attraktion, Väter die ihre Kinder von der Schule abholten, waren eine Rarität und “schwul“ war jemand, der nicht Traktor fahren wollte. Unsere Familien lehrten uns aber zum Glück ein ganz anderes Weltbild, welches uns ermutigte herrschende Zustände zu hinterfragen und uns kritisch mit Meinungen auseinanderzusetzen. Trotzdem wollte man nicht mit der Mistgabel aus dem Dorf gejagt werden und exponierte sich nicht gerne als “Gutmensch“. Das hat dann auch dazu geführt, dass wir den Kontakt zu Gleichgesinnten suchten. Diese fanden sich in der JUSO Bielingue, der zweisprachigen Sektion der JUSO Schweiz. Neben den ersten Gehversuchen in der Politik, schloss man schnell gute Freundschaften und überwand gleichzeitig den Röstigraben. Wir lernten über Meinungsverschiedenheiten auf respektvolle Weise zu diskutieren und sich gemeinsam über Abstimmungsresultate aufzuregen. Gerade die letzte Phase des Abstimmungskampfs über die Durchsetzungsinitiative hat gezeigt, dass die Jugend eine Stimme hat und diese auch einsetzt. Wir sind in der JUSO, weil wir uns nicht mit dem Ist-Zustand zufrieden geben wollen. Wir sind bereit für eine gemeinsame Sache und Veränderung zu kämpfen. Sei das auf lokaler Ebene für den Erhalt der Kulturgelder oder auf nationaler Ebene für ein Verbot der Nahrungsmittelspekulation. Damit holten wir fast gleich viele Stimmen wie die fremdenfeindliche Durchsetzungsinitiative der sogenannten Volkspartei. Dies erreichten wir nur durch Aktivismus und mit dem Einsatz von jedem einzelnen. In der JUSO sind wir auf viel (Wo)Manpower angewiesen um auf dem politischen Parkett mithalten zu können. Genau dieser teils utopische Veränderungswille macht die JUSO zur aktivsten Jungpartei der Schweiz. Aber ist es wirklich so utopisch, gleiche Bezahlung für gleiche Leistung für Mann und Frau zu fordern? Dass ein Familienvater der 100% arbeitet seine Familie ernähren kann ohne Sozialhilfe beziehen zu müssen? Ist es weltfremd zu denken, dass jeder Mensch lieben darf wen er will? In unseren Augen nicht! Aus diesem Grund setzen wir uns mit Vehemenz für eine bessere Welt ein obwohl das oft bedeutet hinzufallen und sich wieder aufrappeln zu müssen.
In der JUSO Bielingue haben wir Helium inhaliert um auf die 1:12-Initiative aufmerksam zu machen, als erhöhte Cäsium-Werte im Bielersee auftauchten, gingen wir mit Ganzkörperanzügen im Hochsommer auf dem See Schlauchboot fahren und die Petition zum Pilotprojekt bezüglich der Cannabislegalisierung stiess schweizweit auf positive Resonanz.
Nichtsdestotrotz mussten wir einige schmerzhafte Niederlagen einstecken. Zum Beispiel verloren wir in den Stadtratswahlen 2012 die linke Mehrheit im Stadtrat, was dann zahlreiche Sparmassnahmen zur Folge hatte. Doch wir sind deshalb umso motivierter in diesem Jahr die Wahlen für uns zu entscheiden und unsere „utopischen“ Ideen in das Parlament zu tragen. Wir sind in der JUSO, weil die Partei erfrischend anders ist und neben dem reinen Politisieren auch Platz lässt zum Feiern, Lachen und eine gute Zeit haben.
Michelle, Mitglied JUSO Bielingue
Vinz, Vorstand JUSO Bielingue